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Antiquus Arcanus Ordo Rosae rubae aurae Crucis

  1. Krämpelstein
  2. Selbstverständnis
  3. Pansophischer Ritendienst. Opus Hermeticum
  4. Hohe Magie: Opus Magnus

Krämpelstein

Die Burg Krämpelstein steht am Ufer der Donau auf einer steilen Felsenklippe und wurde 1170 erstmals urkundlich erwähnt. Munninger hatte sie 1937 von dem Grafen Pachta gepachtet und in den Jahren 1938-42 ausgebaut und eine Pension und Künstlerherberge darin eingerichtet. Allerdings war das Leben beschwerlich: es gab keinen elektrischen Strom und im Winter war die Zufahrt schwierig, so daß der Pensionsbetrieb nur im Sommer möglich war.1

Munninger vollzog eine Wende zu metaphysischen Themen hin. Er veröffentlichte eine Trilogie ,Brevier der Einsamkeit", deren erster Teil ,Briefe an die Brüder" von der Zeitschrift ,Mensch und Schicksal" folgendermaßen beschrieben wird:

,Das stilistisch eingenwillige und geistvolle Buch, in schöner Sprachführung geschrieben, enthüllt eine tiefe, seltsame Lebensschau des Verfassers und stellt eine literarisch beachtliche Widmung an die Freunde des Krämpelsteiner Kreises dar."2

 

Selbstverständnis

,AAORRAC verbindet und verbrüdert alle idealistisch eingestellten Körperschaften, die auf dem Boden metaphysischer Geisteshaltung stehen; wir sind kein politisches Institut und sind unabhängig von deren Gunst und auch unabhängig von allen dogmatischen Religionsvorstellungen. [...]

AAORRAC ist wahrlich seit seiner Gründung zu einem »Vaterhaus mit vielen Wohnungen« geworden! [...]

Im Geiste der Toleranz, des Respektes vor der Integrität aller selbständigen Gesellschaften und im Sinne ernstester Rigorosität aller idealistischen Gemeinschaften und Persönlichkeiten bildet AAORRAC das autorisierte Forum zu einer wahren Union."

Im Zeitalter der ,Fleischwerdung des heiligen Geistes" geht es um das Eintreten für eine wahrhaftige geistige Allianz, die durchaus auch politische Dimensionen gewinnen kann:

,Damit soll im Geiste aufrichtigster und wahrster Toleranz und gegenseitiger liberalster Achtung und Respektierung aller Geistesrichtungen zum ersten Male wiederum eine brauchbare Verfassung, eine Institution, geschaffen werden, die im vorhinein alle regionalen, eigenständigen (und auch biologischen) Kompetenzen gelten läßt, ohne geistige Knüppelung und Hegemonie einzelner präpotenter Institutionen."3

 

Pansophischer Ritendienst: Opus hermeticum

Die im Opus hermeticum veröffentlichten sogenannten ,pansophischen Ritendienste" lassen in ihrem Vorwort das Unionsbestreben Munningers wieder deutlich hervortreten.

,Sie umfassen eine Sammlung universeller Weihe-, Feier- und Segensdienste und Anrufungen aus der gesamten menschlichen Geistkultur, ohne Bindung an einen der bestehenden religiösen Ritendienste oder solcher Liturgien."4

Betont wird gleichermaßen die Unabhängigkeit von bestehenden kirchlich-religiösen Formen, wie auch der Wille, gerade dadurch nicht eine neue Sekte hervorzubringen, sondern zu einer größeren, höheren Einheit führen zu können:

,Die pansophischen Ritendienste stellen keine Nachahmungen bestehender kirchenreligiöser Liturgien dar, sondern sie sind lebendiger und sinnvoller Ausdruck eines allgemeinen, religiösen Kulturdienstes für alle Menschen der verschiedensten Bekenntnisse und Glaubensformen. [...] Sie sollen vor allem dazu dienen, gottesdienstliche Feiern zu begehen, dort wo Menschen verschiedener Glaubensformen sich zu gemeinsamer Gottesverehrung im Sinne universeller Liebe treffen. Deswegen sind auch diese Ritendienste wahrhaft als pansophisch anzusehen. Sie sind die Brücke, die alle Menschen im Dienste gemeinsamer Gottesverehrung verbindet.
Mit der Pflege dieser Ritendienste soll nicht etwa ein Sektenkult, auch keine Gründung einer neuen Religion oder eines neuen Bekenntnisses gesetzt werden. Die pansophischen Ritendienste, ihre Pflege und ihr Gebrauch sollen die Synthese für den universellen Ausdruck der Toleranz und des Respektes vor allen sonst verschiedenen religiösen Bekenntniskulten sein. Sie seien der lebendige Tatwille zu einer transzendenten Gemeinschaftlichkeit aller Menschen, aller Rassen, aller Völker und Konfessionen im gemeinsam-möglichen Ausdrucke einer Gottesverehrung."5

Die Riten beinhalten den Anruf einer transzendenten Gottheit, die als Urgrund allen Seins und Schöpfer bezeichnet werden kann. Die Texte zeigen dabei eine Christologie, die Christus als ,Meister in uns", der ,in uns gekreuzigt ist und dessen Leben uns unsterblich macht" ansieht.6

Der Wille zur Einheit hindert jedoch nicht daran, ein besonderes ,Gnostisches Glaubensbekenntnis" zu verfassen, das hier einmal wiedergegeben werden soll, da es für das dahinterliegende Vorstellungssystem aufschlußreich ist.

,1. Ich glaube an den Einen, allein Guten, - und außer ihm ist Nichts. Er ist Alles in Allem. Er ist Quelle und Erhalter von Allem, was da ist, dem Sichtbaren und dem Unsichtbaren, der in unnennbaren Höhen weilt. Unfaßbar und ewig, ungezeugt, lebt er in grosser Ruhe und Stille in der Mitte von unzähligen, ungezeugten Wesenheiten, deren unaufhörlicher Lobgesang als die Essenz des Gesetzes, der Weisheit und Wahrheit überall lebt.

2. Ich glaube an den Sohn, den Eingeborenen, den Geist, das vollkommene Ebenbild des Vaters, Licht von Licht, Gott von Gott, aller Schöpfung Offenbarung.

3. Ich glaube an den gesalbten Messias, den großen Lehrer und Prediger im Reiche der Fülle, samt den einen heiligen Odem, dem Urheber der Ruhe, der Eintracht und des Denkens, die sich über das Kreuz ausstreckten, um die untere Weisheit zu trösten und ihre Seufzer und Leiden zu stillen durch Gestaltung ihres Wesens und Mitteilung ihrer Unsterblichkeit.

4. Ich glaube an die vollkommene Gnosis von oben, die uns Menschen als Lichtseelen nach oben ziehet zu IHM, dem Alleinigen, in sein Reich des Lichtes, wo er bleibt, bis die ganze Benetzung des Lichtes gesammelt und emporgerückt sein wird zur letzten Vereinigung mit ihm in seiner unvergänglichen Wesenheit.

5. Ich glaube an die Erde, als unsere irdische Mutter und ich glaube daran, daß sie als irdischer Wohnsitz jenen gehören wird, die erweckt und erwacht sind zur höchsten Erkenntnis.

6. Ich glaube an ein ewiges Leben und an eine Wiedergeburt zur Läuterung unseres höheren Ichs.

7. Ich glaube an eine heilige, geistige und Allgemeine Menschheits-Kirche und an ihre Notwendigkeit und ihren Beruf.

8. Ich glaube daß wir eine innewohnende Seele besitzen und einen göttlichen Geist.

9. Ich glaube an die Kraft der Weihen und ein universelles Menschentum;

10. ich glaube, bekenne und erkenne mein letztes, höchstes Ziel: daß ich nach göttlichem Recht leben will, meinen Nächsten gutes tun will und mein Wirken, Handeln und Tun in Einklang bringen will mit der Gerechtigkeit Gottes. Amen."7

Die teilweise wörtliche Entsprechung mit dem Nizänum (Licht von Licht, Gott von Gott), bei gleichzeitiger völliger Ausblendung des Kreuzesgeschehens ist mit dem gnostischen Hintergrund erklärbar, denn viele gnostische Systeme haben eine Tendenz zum Doketismus. Punkt 5 ist vor diesem Hintergrund doch sehr erstaunlich. Die Erde, die in anderen Systemen oft als negativer Ausdruck höchster Verstofflichung und des tiefsten Abstieges in die Materie angesehen wird, wird hier als Wohnsitz denen verheißen, die ,zur höchsten Erkenntnis" erwacht sind.

Im Ritual des ,Liebesmahles" findet sich auch der Text des Vaterunsers. Für die musikalische Umrahmung ist folgende Instrumentalmusik vorgesehen:

1) O Isis und Osiris (Mozart)

2) Intermezzo aus ,Bajazzo"

3) Ave Maria (v. Gounoud)

4) Intermezzo synfonico (Cavalleria rusticana)

5) ,In diesen heil'gen Hallen" (Mozart)

6) Pilgerchor aus ,Tannhäuser" (R. Wagner)

7) Alleluja v. Händel oder Te Deum (Grosser Gott...)8

Hohe Magie: Opus Magnus

Das magische Ritual, das Munninger bietet, führt er auf jahrelanges ,Studium, Forschung und Vergleichung aller magischen, ganz authentischen Rituale" zurück, aus denen er ,nach intensiver Intuition" und ,nicht ohne erhebliche Mühe und mit grösstem Fleiß ein Zeremonial der universellen, ursprünglichen Magie zusammengestellt" hat. So konnte auch ,die Lithurgie bis zurück zur essenischen Gnosis festgelegt werden, wie sie dem Orden der Rosenkreuzer entspricht." Manches dazu ist auch ,aus der direkten Geistverbindung mit dem Rosenkreuzer-Altmeister Rupert von MOOSHEIM nach Evokation entstanden."9

,Eine neue Weltsicht wird jedem ernsten Studierenden hier erschlossen in der Überzeugung und der Gewissheit, dass hinter den Worten und Symbolen, hinter den Kräften und Mächten der magischen Namen und Bezeichnungen, jene grosse Welt der Evolution alles Seins und Wesens begriffen werden kann, wie sie in den Geheimlehren aller Zeiten und Kulturen gewusst und behütet wurde als das HEILIGE HOHE WISSEN um Cosmos, Mensch und Natur."10

Die weltanschaulichen Voraussetzungen (ritueller) Magie werden zu Beginn erläutert:

,Die ganze Materie ist belebt. Geist und Seele sind überall. Das astrale Licht ist voll von Seelen und Wesenheiten, die es abgibt in der ständigen Schaffung der Wesen. Die Seelen besitzen einen vollkommenen Willen, die gemeistert und verwendet werden können von einem mächtigeren Willen."11

Das Ziel des Magiers ist demzufolge die Bereitung und Stärkung des eigenen Willens und der eigenen Charakterstärke, damit er sich die Elementargeister dienstbar machen kann. Alle damit verbundenen Übungen lassen schließlich als ihren Zweck diese Stärkung des Willens erkennen.

Munninger grenzt sich scharf von der sog. ,schwarzen Magie" ab und betont, daß alle magischen Handlungen in der Motivation etwas gutes bezwecken müssen. Darin weiß er sich verbunden mit Eliphas Levi und Karl von Eckhartshausen. Ebenso distanziert er sich vom vulgären Spiritismus:

,Da wir jedoch als Rosenkreuzer einzig und allein nur zu dem Allerhöchsten, zu der unteilbaren und absoluten Wahrheit gelangen wollen, lehnen wir es auch ab, uns mit diesen niedermagischen, spiritistischen Experimenten abzugeben. Dazu würde es allerdings kommen, wenn bei noch nicht genügender innerer Reife, die höheren magischen Praktiken ausgeübt würden."12

Auch sollen die magischen Formeln nicht als Handlungsanweisungen und Übungsaufgaben für die Mitglieder verstanden werden. Vielmehr warnt Munninger mehrfach vor dem experimentellen Umgang. Seine Darstellung habe allein den Zweck, dem Unkundigen die Möglichkeiten der Magie aufzuzeigen und dem Kundigen Hilfestellung zu geben. Neben den beiden neu veröffentlichten hier besprochenen hat Munninger noch weitere pansophische Ritenbücher herausgegeben:13

 

Opus

Titel

Inhalt

1

Opus magnus

Generalriten des Exorzismus der 4 Elemente

2

Tempeldienstwerk

Heilungsdienst-Menschenweihe-Feier und Liebesmahl

3

Oratorium der Liebe

Pansophische Bruderschaftsweihe

4

Oratorium hermeticum

Salvate. Pansophische Brüdermesse; Graldienstfeier

5

Oratorium universalis

Pansophische Hochzeremonie

6

Idra Suta (die große Versammlung) (Megasynodus)

Tempeldienstfeier

7

Die silbernen Riten

1. Buch des Lebens

4 Hymnen, Jubilate bei den pansophischen Ritendiensten

2. Buch der Liebe

Orate; Trost an die Hinterbliebenen bei den pansoph. Totenriten

3. Buch des Lichtes

OM, Anrufung des Höchsten. Segnung für alle Geschöpfe. Gelübde zur Reinheit. Gelöbnis zur ewigen Wahrheit (Lesungen bei den pansoph. Riten)

4. Buch der Wandlung

Fiducit. Geleit an einen Toten bei den pansoph. Totenriten

8

Oratorium grandiosus

Anrufung der Genien

9

Pansophischer Katechismus

 

10

Lotosblüten

Ein pansophisches Gebetbuch

 

Inwieweit derartige magische Rituale und Praktiken gegenwärtig zu den offiziellen Betätigungen des Ordens gehören, entzieht sich der Kenntnis eines Außenstehenden. Jedoch ist es gut möglich, daß einzelne Ordensmitglieder für sich in diesen Bereichen aktiv werden.

 


1. König: Ein Leben für die Rose, 83.

2. E. Munninger, Zur Gründung des Ordens vom Rosenkreuz ,AAORRAC", in: Mensch und Schicksal, 6. Jg., Nr. 22, 9.

3. Munninger: Zur Gründung, 10.

4. Pansophisch-gnostische Riten III, Vorwort.

5. Ebd., Sperrung im Original.

6. Pansoph.-gnost. Riten III, 4 f.

7. Pansophisch-gnostische Riten III, 9-11.

8. Vgl. Pansophisch-gnostische Riten III, Zeichenerläuterung.

9. Lehmberg: Magische Sonderdrucke, 26 ff.

10. Lehmberg: Magische Sonderdrucke, S. 4f.

11. Lehmberg: Magische Sonderdrucke, S. 5.

12. Aus: Pansophisch-gnostische Riten - Rosenkreuzer-Zeremonial, Opus I Opus Magnus, von Medardus R.C. Hierarch A.A.O.R.R.A.C., 76. Vgl. Lehmberg: Magische Sonderdrucke, 42.

13. Die Aufstellung erfolgt nach den Inhaltsangaben auf der letzten Seite von Pansophisch-gnostische Riten III.


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